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maul – architekten

Founder: Catharina Maul

Founded: 2017

City: Wien, Attersee

Web: maul – architekten

Foto:Lukas Maul

„Catharina Maul (*1987) gründete 2017 maul-architekten mit Sitz in Wien und seit 2020 mit Zweigstelle in Attersee (OÖ). Das junge Architekturbüro legt ein besonderes Augenmerk auf die Erhaltung bestehender Gebäude unter Einbeziehung architektonischer und räumlicher Aspekte, um den Objekten so eine signifikante Identität zu verleihen. Neben dem behutsamen Umgang der bereits vorhandenen Strukturen, wird versucht eine für den Nutzer optimierte Architektur zu schaffen und dabei die Entstehungszeiten der Gebäude zu respektieren.”

maul-architekten bei architektur in progress:

 

Stadt, Land, See
25.06.2021| Isabella Marboe

Architektin Catharina Maul von maul-architekten ist eine junge Chefin, die ihr Team partnerschaftlich führt und die notwendige Work-Life-Balance durch eine Viertageswoche  sicher stellt. Auch der Austausch mit ihrem Architektenvater, Franz Maul ist rege. Da kann durchaus am gemeinsamen Esstisch ein Entwurf entstehen. Ein prägender Ort war und ist für sie der Attersee mit seiner Ruhe und Weite. Dort kommen ihre Eltern her, dort verbrachte sie viel Zeit – und dort befindet sich die Zweigstelle ihres Wiener Büros.

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Am Dienstag, den 29. Juni ist Catharina Maul im LAUFEN Space am Salzgries 21, 1010 Wien um 19 Uhr bei architektur in progress zu Gast.

Die Familienlegende besagt, dass Catharina Maul als zwei-bis dreijähriges Kleinkind hingebungsvoll mit den Kreisschablonen in Papas Büro spielte, der damals noch zu Hause arbeitete. Als fünfjährige hatte sie schon einen Bohrer in der Hand, Baustellen waren ihr und ihren Brüdern durchaus vertraut. „Einmal war ein Dachstuhl gerade am Fertigwerden, da sind wir mit Großvaters Leiterwagerl zur Baustelle gefahren, haben die letzten Sparren nach Hause gebracht, mit Maschen geschmückt und sie anschließend vom Bauherren auslösen lassen.“

Catharina Maul studierte an der TU Graz Architektur. In ihrem Auslandssemester im französischen Bordeaux belegte sie ein Seminar über zeitgemäße Stadtverdichtung und ihre Auswirkung auf die Bewohner*innen. Das brachte ihr einen neuen Blick auf den Städtebau, was sich auch auf ihre Diplomarbeit auswirkte. Sie analysierte das Gebiet zwischen Linz und Wels. „Ist diese Zwischenstadt nun eine Landschaft oder ist die Landschaft eine Zwischenstadt? Man kann das unkontrollierte Wachstum solcher Zwischenstädte als umweltprägendes Thema nicht außer Acht lassen.“

Vielleicht hat dieses Interesse an der Landschaft zwischen den Städten auch mit ihrer Kindheit zu tun. Catharina Maul pendelte damals ständig zwischen der Stadt Wels und dem Attersee. Beide Eltern sind von dort, bis heute liebt sie es, am Wasser zu sein.

Ihr Arbeitsleben begann bei Dietrich Untertrifaller in Wien. „Ich durfte die neu geschaffene Filiale der Hypo Vorarlberg im Zacherlhaus betreuen – einem berühmten, denkmalgeschützten Haus von Josef Plečnik im ersten Bezirk. Es war meine erste Projektleitung und es war extrem spannend. Mich fasziniert immer der Prozess des Entstehens und der Weg zum finalen Projekt. Die erste Baugrube, die erste Bodenplatte, die Freude, die man mit dem Bauherrn oder der Bauherrin teilt.“

Während der Betreuung des Verwaltungsgebäudes via Donau in Aschach an der Donau wurde ihr klar, dass sie sich selbständig machen wollte. Nach weiterführender Projektleitung und Fertigstellung des hocheleganten Holzbaus mit dem leicht verschwenkten Giebel und der Terrasse über dem Wasser wagte sie 2017 diesen Schritt. Damals war sie gerade einmal dreißig Jahre alt.

„Einen Wettbewerb zu gewinnen, ist im ersten Moment ein so überwältigendes Gefühl, dass man manchmal wirklich Freudentränen weint.“ In einer ARGE mit Luger & Maul gewann sie ihren ersten EU-weiten, offenen Wettbewerb für die Tourismusschulen in Retz, die sich derzeit in Bau befindet. Ein paar Monate später gewann sie den Wettbewerb für die Adaptierung des Rathauses in Zwentendorf an der Donau. Einen gewissen Pragmatismus kann man ihr nicht absprechen. Einen nicht gewonnenen Wettbewerb betrachtet sie als eine Form von Akquise. Catharina Maul führt das Büro gemeinsam sehr partnerschaftlich mit Melanie Högl. Außerdem werden sie von einer hochkompetenten Vertrauensperson unterstützt. „Wenn wir Fragen haben, gibt es den Papa als ,Telefonjoker‘ im Hintergrund.“ Vater und Tochter reden viel über laufende Projekte. Der erste Entwurfsgedankte für das Bootshaus am Mondsee ist gemeinsam “zwischen Hauptspeise und Dessert“ am Küchentisch entstanden. Derzeit bearbeitet das Büro mit insgesamt sechs Mitarbeiter*innen zwischen 15 und 20 Projekte – kleinere und größere. Ein enormes Pensum, das sich mitunter drückend auf die Schultern der jungen Chefin legt. Aber Catharina Maul hat einen Weg gefunden, um sich und ihr Team zu entlasten. „Man braucht Erholung, um Ideen zu finden. Wir sind auf die Viertageswoche umgestiegen, als Experiment, um neue Arbeitsweisen zu erproben.“