»Nachverdichtung und Wahrheit« Leerstand und Wiederbelebung - Klagenfurt

Wir sitzen in Österreich auf einem enormen Berg an leerstehenden Objekten, die wertvollsten Siedlungsraum in Anspruch nehmen. Oft sogar in besten Lagen gelingt es vielfach nicht, diesen Gebäudebestand für eine Neunutzung zu reaktivieren. Sei es aus spekulativen, sei es aus emotionalen Gründen. Gut erschlossene Ortskerne veröden. Junge Familien wandern ab, weil weder attraktive Wohnmodelle, noch leistbare Grundstücke angeboten werden. Andernorts bilden sich Speckgürtel, die wertvollsten Boden zersiedeln. Und immer mehr allein stehende, ältere Menschen vereinsamen in ihren Einfamilienhäusern durch ihre eingeschränkte Mobilität.

Im Rahmen von »Nachverdichtung und Wahrheit« wurden Strategien und Modelle diskutiert, die diesem Negativtrend entgegen wirken. Oft wird mangelnder, politischer Gestaltungswille dafür verantwortlich gemacht. Aber müsste diesem nicht ein gesellschaftlicher Umdenkprozess voran gehen? Wie kann Leerstand reaktiviert und wiederbelebt werden? Wodurch kann die Entwicklung neuer, attraktiver Wohn- und Nutzungsmodelle gefördert werden? Wie können "Einfamilienhäuser" zu altersgerechten "Mehrpersonenhäusern" weiterentwickelt werden? Der Umbau stellt jedenfalls ein wesentliches, künftiges Auftragspotenzial für Architekturschaffende dar.

Die Veranstaltung fand statt in Kooperation mit dem architekturHAUS kaernten.

Juri Troy (*1972) absolvierte zunächst eine Steinmetzausbildung im elterlichen Betrieb in Bregenz. Nach dem Studium der Architektur an der TU Innsbruck und an der Akademie der Bildenden Künste in Wien gründete er 2003 sein eigenes Büro und firmiert sei 2011 als juri troy architects mit Büros in Bregenz und Wien. Viele seiner Projekte wurden durch zahlreiche Preise ausgezeichnet. In seinem Impulsvortrag "Neuer Sinn für alte Mauern - mehr als eine Frage der Gestaltung" wird Juri Troy über seine Erfahrungen mit Umnutzungs- und Nachverdichtungsprojekten in Bezug auf die Intentionen der Bauherren sprechen. Welche Motive waren für seine BauherInnen wesentlich, um sich für die Umnutzung von Altbestand oder die Wiederbelebung von Leerstand zu entscheiden? Anhand konkreter, sehr qualitätsvoller Realisierungen werden auch die ökologischen und sozialen Aspekte beleuchtet.

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Im Anschluss sprachen Markus Berchtold-Domig und Julia Lindenthal über die Werte alter Bausubstanz und dessen Möglichkeiten.

heimaten - Ingenieurbüro für Raumplanung wurde 2005 von Markus Berchtold-Domig (*1972) ins Leben gerufen. Innovation und Identität sind wesentliche Triebfedern: Der ehemalige Direktor des Vorarlberger Architekturinstituts begleitet heute als selbstständiger Raumplaner u.a. das Projekt "Alte Bausubstanz". Auf globale Herausforderungen antwortet heimaten mit authentischen, von den Menschen getragenen Lebensräumen. 2011 startete Berchtold-Domig weiters die Initiative zur Bottom-up-Bewegung CESBA - Common European Sustainable Built Environment Assessment - in welcher europaweit Qualitätskriterien für Städte, Siedlungen und Gebäude diskutiert werden.

Julia Lindenthal hat in Innsbruck und Madrid Architektur studiert. Von 2009 bis 2011 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der ÖGUT u.a. für das Programm klima.aktiv - Bauen und Sanieren zuständig und organisierte den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010. Seit 2011 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Österreichischen Ökologie-Institut und arbeitet im Themenbereich "Stadt Bau Region". Als Projektleiterin von ReHABITAT untersuchte sie, wie unterbelegte oder leer stehende Einfamilienhäuser zu Mehrpersonenhäusern weiterentwickelt werden können, um vielfältige neue Wohnmöglichkeiten zu eröffnen.

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