»fremde Zimmer«

»Warum kann’s Blaibach?« - Die Erfolgsgeschichte einer Dorfentwicklung mit touristischen Impulsen


1994 gab es im Wörthersee-Raum 2,3 Mio. Nächtigungen und 34.000 Betten. 2015 waren es nur noch 1,4 Mio. Nächtigungen und 20.000 Betten. Es besteht ein Mangel an qualitativ hochwertigen und zeitgemäßen Unterkünften. Dafür wird der einmalige Landschaftsraum rund um den Wörthersee zunehmend durch Investorenprojekte ohne gestalterischen Anspruch verbaut und nachhaltig geschädigt. Zweitwohnsitze belasten die Kommunen und versperren den freien Zugang zum See. Vorhandene Infrastruktur und alte Ortszentren veröden zusehends, was wiederum die Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung kontinuierlich schmälert.

Dass es auch anders geht, zeigt die Initiative »Unisono am See« der Wiener Sängerknaben, die seit über 50 Jahren ein Ferienheim in Sekirn am Wörthersee unterhalten, welches nun als modernes Wohnheim für Studierende, Forschende und Lehrende nachhaltig saniert werden soll und künftig mit Kulturbadehaus am See, aber auch durch die Veranstaltungsräume im Heim interdisziplinäre, kulturelle Impulse für die Region setzen will. Dass Kultur Infrastruktur schaffen und gleichwohl das Image einer Region nachhaltig aufbessern kann, beweist ein Projekt, das weit über Bayern hinaus für Schlagzeilen sorgt: Im Rahmen des geförderten Modellvorhabens »Ort schafft Mitte« wurde Blaibachs vernachlässigtes Zentrum saniert. Herzstück der Maßnahme ist ein modernes Konzerthaus, das 2014 eröffnet
wurde.

 

»Peter Haimerl ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Architekturszene. Der Münchner überzeugt immer wieder durch ungewöhnliche Lösungen. Fast noch spannender sind die Prozesse, die in deren Entstehungsgeschichte eingeschrieben sind.« So beschreibt eines der führenden, deutschen Architektur-Magazine »Baumeister« Peter Haimerl. Und tatsächlich verblüfft der deutsche Shooting-Star mit so außergewöhnlichen Projekten wie dem Konzerthaus Blaibach, das – vielfach preisgekrönt – zu einer Ikone der Dorferneuerung wurde und neue Wege im »Tourismus der anderen Art« sehr erfolgreich beschreitet.

Attraktion statt Restriktion - Haimerl hat das »Bauen am Land« neu entdeckt. Mit seinen subtilen und faszinierend ungewohnten Lösungen über- schreitet er die Grenzen konventioneller Architektur. Sein Interesse gilt dem »weiter Bauen«, dem »Bauen im Bestand«. Im Rahmen der von ihm ins Leben gerufenen »Haus.Paten« Initiative engagiert er sich umfassend für die ländliche Baukultur im Bayerwald. Das neueste Projekt in diesem Rahmen ist das revitalisierte Bauernhaus Schedlberg, das durch die handwerklich und gestalterisch perfektionierte Reduktion auf das Wesentliche zum Inbegriff des »schlichten Lebens am Land« wurde und ab Ende 2017 von Erholungssuchenden erlebt und gemietet werden kann.

Unkonventionelle Innovationen - Haimerl hat den Anspruch, mit jedem Projekt faszinierende, unkonventionelle Lösungen zu gestalten und Innovationen zu entwickeln. Um dieser konzeptionellen Anforderung gerecht zu werden, ist sein Arbeitsprozess geprägt vom Austausch und der Einbindung verschiedenster Experten. Dabei entstehen in seinem Büro ganzheitliche Konzepte, in denen Architektur mit Bereichen wie Computer- Programmierung, Soziologie, Wirtschaft, Politik oder konzeptioneller Kunst fusioniert.

Peter Haimerl, Jahrgang 1961, ist in Eben bei Viechtach in Bayern geboren und studierte an der FH-München Architektur bevor er in Österreich u.a. bei Günther Domenig, Raimund Abraham und Klaus Kada Erfahrungen sammelte. 1991 gründete er sein eigenes Büro in München – mit weltweiten Aufträgen. Ob in München, Cincinnati oder Blaibach im Bayrischen Wald, seine vielfach ausgezeichneten Projekte überschreiten stets die Grenzen konventioneller Architektur. Daneben ist Peter Haimerl als Lehrbeauftragter gefragt – ob an der Fachhochschule München, an der Akademie der Künste Berlin oder an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, mit der Haimerl 2001 das Forschungsprojekt »Zoomtown« startete. 2006 gründete er das Unternehmen »gyoscope – algorithms for architecture« und startete 2010 mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege das Hauspatenprojekt »Bauen im Bestand«.

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