Bildungsräume der Zukunft

Unter dem Titel „Changemaker Bildungsbau“ lud architektur in progress am 15. Juni 2023 zur Diskussion in den schönen Vortragssaal des MAK. Direktorin Lilli Hollein begrüßte über 120 Kolleg*innen und Expert*innen, darunter auch zahlreiche Vertreter*innen von Auftraggeber*innen und Bauherrnvertreter*innen, die gekommen waren, um sich darüber auszutauschen, welche Player und Strategien entscheidend sind, um den notwendigen Transformationsprozess von Bildungseinrichtungen voran zu bringen?

 

In der ersten Keynote „Schule ist das, was passiert“ sprach Caren Ohrhallinger von nonconform darüber, warum die Programmierung der Software eines Bildungsbaues ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Die langjährige Expertise von nonconform habe gezeigt, dass die Begleitung und Einbindung der Nutzenden – sowohl am Beginn in der Nullphase, als auch in der Phase 10, also nach der Besiedlung, wesentlich für das Gelingen von Schulräumen bzw. Bildungslandschaften ist. Dabei sind Qualität und Kontinuität der Kommunikations- und Beteiligungsprozesse entscheidend. Auch das Thema Weiterbauen im Bestand und die damit verbundenen Synergien zur Sichtbarkeit im Ort sowie zur Ortskernbelebung wurden anhand einiger Projekte veranschaulicht. Denn Identität, Aneigenbarkeit und Adaptivität sind Schlüsselfaktoren für zukunftsorientierte Bildungsbauten. Die Sichtbarkeit von Schule im öffentlichen Raum kann dazu wesentlich beitragen und wesentliche Synergien für Annwohner*innenschaft und Gesellschaft mit sich bringen.

 

In der zweiten Keynote „selbstverständliche Atmosphären“ berichteten Michael Zinner, Professor für schulRAUMkultur an der Kunstuniversität Linz, und Ulrike Schmidt-Zachl, Schulleiterin der ROSE in der Tabakfabrik, im Rahmen einer Doppel-Conférence wie konkretes kooperierendes Entwerfen unter anderem auch zu mehr Sexiness von Schulgebäuden führen kann. Wie kann Bildung „ins Leben“ geführt werden? Am Beispiel der ROSE in Linz wurde sehr eindrucksvoll demonstriert, dass eine „omnilozierte“ Schule wesentlich wenig Raum braucht, als übliche Schulprojekte. Von beiden Seiten – Architektur und Bildung – getragene transformative Prozesse führten in diesem Beispiel zu einer Schule, die sich nicht mehr um Typologien bemüht. Sie nimmt sich vielmehr um Zwischenräume und Leerstände an, die sie als Gelegenheiten versteht, im Stadtteil mitzuwirken. Die ROSE baute sich daher neben angemieteten Kernflächen ein „Netzwerk an Raumgelegenheiten“ auf. Ein derartig ambitioniertes Projekt lebt von „Personen als Orte der Veränderung“, von Personen also, die alle und alles mitnehmen und/oder einbinden.

 

Sehr spannend auch die Erfolgsstory der Stadt Leoben, die einen richtungsweisenden Bildungsbau nach dem anderen realisiert. Aus der Notwendigkeit der Zusammenlegungen mehrerer Schulen bzw. Schultypen entstanden nicht nur vorbildliche Bildungsbauten punkto architektonisch-gestalterischen Qualitäten, sondern auch was die vorbereitenden und begleitenden, partizipativen Prozessen betrifft.

Baudirektor von Leoben, Heimo Berghold, auf die Frage, wieso gerade Leoben so eine Vorreiterrolle eingenommen hat: „Wenn man den Weg einmal so konsequent gegangen ist, damit gute Erfahrungen gemacht hat und den Erfolg sieht, kann man ein nächstes Projekt nicht anders machen.“ Die Investitionen in einen gut vorbereiteten, partizipativen Prozess, die Programmierung der Software einer Schule, die Durchführung qualitätsorientierter Planungsverfahren und die professionelle Begleitung in der Nutzungsphase – all das braucht das Vertrauen und Verständnis der politischen Entscheidungsträger*innen und den Umsetzungswillen in der Verwaltung, aber es „macht Schule“ und es schafft erfolgreiche Bildungslandschaften, die bei Kindergartenkindern, Schüler*innen und Pädagog*innen ebenso beliebt sind wie bei den Eltern.

 

Die lebhafte Diskussion, an der sich Vertreter*innen der BIG ebenso wie der Stadt Wien, aber auch des ÖISS und zahlreiche, namhafte Kolleg*Innen beteiligten, zeigte, wie wichtig die angesprochenen Transformationsprozesse im Bildungsbau sind und ebenso das große Interesse am gegenseitigen Austausch von Best Practice. Denn letzteres ist wesentlich um weitere Entscheidungsträger*innen in Politik und Verwaltung davon zu überzeigen, den oben aufgezeigten Erfolgsweg breiter aufzustellen, zu ermöglichen und in derartige Prozesse und Qualitäten zu investieren. architektur in progress bleibt daran an dem Thema – Fortsetzung folgt.

 

Unser Dank gilt dem wunderbaren Team vom MAK!

Und lasst Euch die Ausstellung „/ imagine: Eine Reise in die Neue Virtualität“, die noch bis

10.9.2023 im MAK zu sehen ist, nicht entgehen: https://www.mak.at/thenewvirtual

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