Impulsvortrag »Neue Wege - Changing Strategies«

weissglut + querkraft + GERNER GERNER PLUS.


VERANSTALTUNGSRÜCKBLICK:
Aufforderung zur Eigenverantwortung!

Wie und wodurch hat sich das Berufsbild „ArchitektIn“ in den letzten 50 Jahren gewandelt und wo liegen die Zukunftschancen der Architektur? Um sich über neue Wege des Architekturschaffens auszutauschen, haben sich am 19. Juni nicht nur Lisi Wieser (weissglut), Oliver Gerner (GERNER GERNER PLUS.), Jakob Dunkl (querkraft), Andreas Gerner  (GERNER GERNER PLUS.) und Bernhard Sommer (Vizepräsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen, ArchitektInnen und IngenieurInnen Wien, Niederösterreich und Burgenland) bei querkraft eingefunden, sondern auch ein großes Publikum.

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Mit einem inspirierenden und zugleich humorvollen Vortrag gab Lisi Wieser nicht nur Einblicke in ihre Arbeitsweise, sondern auch in die Philosophie, die hinter dieser liegt. Seit 5 Jahren selbstständig, verkauft sie mit ihrer Dienstleistung „Architektur für alle“ Konzepte – und zwar vorwiegend an private Bauherren; die Umsetzung ebendieser überlässt sie dann anderen. So gewinnt sie für sich die Freiheit, sich völlig auf die kreative Leistung konzentrieren. Für Lisi Wieser stehen Freiheit, Freude an der Arbeit und das Hinterfragen althergebrachter Planungsstrukturen im Vordergrund. Und da diese Arbeitsweise, die auf der Konzeption von Wohnräumen beruht, bei ihr finanziell aufgeht, nutze sie den Impulsvortrag, um den anwesenden ArchitektInnen zu vermitteln, dass auch abseits des traditionellen ArchitektInnen-Selbstverständnis Potenzial liegt.

Wie sich Architektur über Generationen verändert, darüber sprach anschließend Oliver Gerner von GERNER GERNER PLUS. in seinem Impulsvortrag. Schließlich vereint das Architekturbüro mehrere Generationen in sich, wobei jeweils ein Abstand von ca. 10 Jahren zwischen Gerda Maria Gerner und Andreas Gerner (*1964), Matthias Raiger und Matthias Bresseleers (*1977, *1979) sowie Oliver Gerner (*1988) herrscht – und dadurch ein ständiges voneinander lernen. Das Plus im Büronamen bezieht sich dabei auf die Partner, mit denen man zusammenarbeitet: lokale und internationale sowie Kooperationspartner und ehemalige Mitarbeiter. An diese gibt man bei Auftragsspitzen unter anderem auch Projekte ab, um das eigene Büro zu entlasten und den Jungen eine Starthilfe zu geben. Denn eine ausgeglichene Work-Life-Balance wird laut Oliver Gerner groß geschrieben. Das bedeutet konkret: strikt arbeitsfreie Wochenenden, auch wenn gerade ein Wettbewerb ansteht – und es wird darauf geachtet, dass die MitarbeiterInnen abends nicht zu lange im Büro verweilen.

Anschließend wurde über die Qualität der Arbeitsbedingungen unter ArchitektInnen diskutiert: Geht es (und vor allem wie geht es) ohne Nächte durchzuarbeiten? Wie kann man sich das Glücksgefühl bei der Arbeit bewahren? Und was ist der adäquate finanzielle Wert für architektonische Leistungen? Bezüglich Freude an der Arbeit wurde von Andreas Gerner die Aufgabenteilung innerhalb des Büros erwähnt, die es möglich macht, auch mal abschalten zu können – und dadurch ähnliche Verhältnisse ermögliche wie bei Lisi Wieser, die sich auf die Konzeptarbeit fokussiert. Laut dieser ist allerdings die Work-Life-Balance einer der Hauptgründe junger ArchitektInnen, sich selbstständig zu machen – obwohl auch in größeren Büros mittlerweile immer mehr 25-Stunden-Jobs angeboten werden.

Für junge ArchitektInnen gab es zum Abschluss auch noch Tipps für den Sprung in die Selbstständigkeit. Die eigene Nische oder das Segment, das zu einem passt, zu finden, war Grundtenor – ein Plädoyer für die Authentizität und den Mut zur Wagnis, neue Wege zu gehen. Auch zur Zusammenarbeiten der Jungen, einer Art Schwarmbildung, wurde geraten. Laut Lisi Wieser liegt in der österreichischen Architekturlandschaft immer noch viel Potenzial brach – mit ein Grund für ihr Mentoring-Programm und ihre Lehrtätigkeit. In diesem Sinne rief sie, die sich auch in der österreichischen Architekturszene engagiert, vor allem zur Eigenverantwortung der ArchitektInnen auf. Diese sollen sich aktiv engagieren und politisch einbringen, um dieses Potenzial zu nutzen und so zukunftsfähige Veränderungen herbeizuführen. 

Zur Veranstaltungsreihe "Neue Wege - Changing Strategies"

architektur in progress ist Ende 1997 angetreten, um der unglaublichen Vielfalt an spannenden Teams, die sich in Österreich ab Mitte der 1990er Jahren vermehrt gründeten, gerade am Beginn ihrer Karriere eine Plattform zu bieten. Bis dahin hatten junge Architekturschaffende kein kontinuierliches Forum, um sich und ihre Ideen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Damals wurden junge Teams teilweise für »unbedeutend« gehalten. Seither hat sich vieles verändert. Die Wertschätzung jungen ArchitektInnen gegenüber ebenso, wie die Rahmenbedingungen ihrer beruflichen Entwicklung. Im Jubiläumsjahr 2018 möchten wir uns dieser stetigen Entwicklung und Veränderung des Architekturschaffens widmen.
 
Wie und wodurch hat sich das Berufsbild „ArchitektIn“ in den letzten 50 Jahren gewandelt? Wo liegen die Zukunftschancen der Architektur?
 
Viele unserer Erstvortragenden haben sich zu renommierten und international erfolgreichen Büros entwickelt, aus denen mittlerweile die nächste ArchitektInnengeneration hervor gegangen ist. Diese ganz jungen Teams stehen im Mittelpunkt der Reihe »Neue Wege – Changing Strategies«. Welche Strategien und Ziele verfolgen sie? Wie haben sich Herausforderungen, Rahmenbedingungen und Lebenskonzepte verändert? Zur Diskussion haben wir auch renommierte Teams eingeladen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Welche Förderung brauchen junge ArchitektInnen zum Start in den Beruf und welche neuen Wege gehen sie?


weissglut
»ArchitektInnenleben mit freier Zeiteinteilung und adäquatem Verdienst«: weissglut wurde 2013 von Lisi Wieser (*1981) in Wien gegründet. Am Anfang stand der Wunsch, Architektur anders anzubieten, anders als üblich zu leben. Für Wieser war die Suche nach einem Architekt_innenleben mit freier Zeiteinteilung, ausreichender Muße, ungebunden an Orte, mit adäquatem Verdienst, minimaler Haftung und somit größtmöglicher Freiheit ausschlaggebend. Für ihre Kunden sprudelt sie nur so vor Ideen und ist ihnen ein Creative Coach, der unkompliziert die besten Ideen für ihre Bedürfnisse findet. Daraus entwickelte sie ihr Unternehmen.

Lisi Wiesers ehrenamtliches Engagement begann als Mentee beim Mentoring-Programm der IG-Architektur und mit der Mitarbeit bei der Liste IG-Architektur zur ZiviltechnikerInnenwahl 2014. Nach einem erfolgreichen Wahlsieg agierte sie als stellvertretende Sektionsvorsitzende der ArchitektInnen. Seit zwei Jahren organisiert sie nun selbst mit Kollegen das Mentoring-Programm der Kammer der ZiviltechnikerInnen.
 
Lisi Wieser möchte Mut machen – sie zeigt auf, dass es auch anders geht. Träume kann man verwirklichen. Auch die ganz individuellen.
 
Die eigene Bürogründung sei ihren Aussagen nach gar nicht so schwer: Um Strategien zu vermitteln, wie das möglich wird und um die Hilfe zurückzugeben, die sie genießen durfte, engagiert sie sich in der österreichischen Architekturszene. Sie ermuntert uns - in den zahlreichen Qualitäten der Architektur läge ein unglaubliches Potenzial, um ein gesundes Unternehmen führen zu können. 

GERNER GERNER PLUS.
Auch Oliver Gerner (*1988) sieht in einer ausgewogenen Work-Life-Balance die Basis für ein erfolgreiches Architekt_innenleben. Schon als Kind war er mit dem Architekturbüro der Eltern und dessen Arbeitsalltag vertraut. Später sammelte er internationale Erfahrungen und lernte dabei auch neue Organisationsformen kennen. 2018 wurde er Partner bei GERNER GERNER PLUS.

Die Stärke von GERNER GERNER PLUS. liegt in einem aktiv gelebten Architekturdiskurs am Puls der Zeit, der sich aus unterschiedlichsten architektonischen Sozialisierungen, etwa in Form von internationalen Kooperationen, verschiedenen Einflussbereichen der Kulturen und Erfahrungen ergibt.

Das gegenseitige voneinander Lernen steht dabei im Mittelpunkt.

Der Abstand von jeweils ca. 10 Jahren, Gerda Maria Gerner und Andreas Gerner (*1964), Matthias Raiger und Matthias Bresseleers (*1977, *1979) sowie Oliver Gerner (*1988),  bildet die Basis einer Arbeitsweise, welche das Wissen mehrerer Generationen umfasst. Die Kombination aus langjähriger Erfahrung und der Einsatz modernster Methoden werden hierbei forciert und gelebt. Das bewusste aufeinander Zugehen, das Abwägen von Möglichkeiten der Generationen, auch die daraus entstehende, teils unterschiedliche Work-Life-Balance bilden eine wichtige Säule der Zusammenarbeit und des Zusammenhalts. Arbeiten bis zum Umfallen oder bis die Fetzen fliegen gibt es nicht, vielmehr den Versuch und das Bestreben sich gegenseitig zu respektieren und selbst in der Gegenüberstellung sich auf Augenhöhe zu begegnen.


bei querkraft

Börseplatz 2
1010 Wien

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